4. Juni 2025
Sarah Winkler
Am Anfang eines Projekts steht vieles im Raum: Gedanken, Ideen, Worte. Aber noch keine Form. Noch kein visuelles Konzept, das präsentiert werden kann. Die Richtung ist offen – ein Moment, der zugleich herausfordert und inspiriert. Für unsere Kund:innen. Für uns.
In diesem offenen Feld arbeiten wir mit visuellen Protokollen. Sie entstehen aus Gesprächen, Notizen, Skizzen – manchmal wild, manchmal klar. Sie machen sichtbar, was noch nicht sichtbar ist. Sie halten fest, was im Raum steht. Und lassen zu, dass Gedanken erst einmal schweben dürfen, bevor sie sich verdichten.
Bruno Munari hat einmal gesagt: „Ein kreativer Akt beginnt nicht mit der Form, sondern mit dem Denken.“
In seinen Büchern – wie Design as Art oder Disegnare un albero – zeigt er, wie gestalterisches Denken nicht im fertigen Bild beginnt, sondern im Prozess: beim Beobachten, Analysieren, Strukturieren. Genau das leisten visuelle Protokolle. Sie eröffnen einen Raum zwischen Idee und Entwurf – nicht als Entweder-oder, sondern als Dazwischen.
Für unsere Kund:innen sind sie wie ein Blick in die Zukunft: ein Bild des Weges, nicht des Ziels. Etwas, das man anschauen, kommentieren und weiterspinnen kann. Und für uns sind sie ein Werkzeug, um gemeinsam Klarheit zu schaffen. Statt Lösungen zu präsentieren, zeigen wir Denkprozesse. Statt fertiger Entwürfe: erste Ordnungen, mögliche Richtungen.
Der Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman unterscheidet in Thinking, Fast and Slow zwischen zwei Denkweisen: dem schnellen, intuitiven Denken und dem langsamen, reflektierten. Visuelle Protokolle schaffen Raum für letzteres. Sie entschleunigen den Prozess – und laden dazu ein, mitzudenken, statt nur zu bewerten.
Sie wachsen mit dem Projekt. Sie strukturieren, ohne festzulegen. Sie begleiten, ohne zu dominieren.
Sie machen Gestaltung anschlussfähig. Und schaffen ein gemeinsames Verständnis, bevor daraus ein Ergebnis wird.
wei
ter